Seminar

Das Formprinzip der unendlichen Melodie

SS 1996
[Frankfurt/Main, Universität]

Arbeitsplan und Material

   
1.Vorbesprechung
2.Konstitutive Elemente des musikdramatischen Tonsatzes
Walküre II, Kl. A. S. 96-113 - Götterdämmerung II, Kl. A. S. 200-220
3.Mittel, Zweck, ersichtlich gewordene Tat: Die Rolle der Musik
Oper und Drama - Beethoven
R.1:Unendliche Melodie als Begriff: Wagners Aufsatz Zukunftsmusik
4.Unendliche Melodie als permanente Expressivität
R.2:Beethovens Neunte Symphonie, Satz 1 (Exposition)
R.3:Walküre III, Wotans Abschied, Kl. A. S. 314-320
5.Unendliche Melodie als formbildendes Prinzip (I): Wandlungen der musikalischen Syntax
Der Übergang vom Lohengrin zum Rheingold
R.4:Lohengrin I: Kl. A. S. 16-19 - Lohengrin II: 1. Szene, Kl. A. S. 79-96
6.Unendliche Melodie als formbildendes Prinzip (II): Die dichterisch-musikalische Periode
Begriff: Richard Wagner und Alfred Lorenz
R.5:Götterdämmerung I: Waltraute-Szene, Kl. A. S. 115-122
Bruckners `unendliche Melodie´: Achte Symphonie, Exposition
7.Unendlichkeit und geschlossene Form
R.6:Freischütz-Arien, Holländer-Monolog, Amfortas-Klage
8.Unendliche Melodie als musikalisches Kontinuum
Leitmotivische Übergänge: Rheingold, Kl. A. S. 62-65
Dynamische Übergänge
9.Alfred Lorenz: Das Konzept der Bar- und Bogenform
Lorenz´ Begriff der Barform
R.7:Tristan und Isolde III, Isoldes Totenklage
10.Unendliche Melodie im nachwagnerschen Musikdrama (I)
R.8:Richard Strauss Salome, 1. Szene
11.Unendliche Melodie im nachwagnerschen Musikdrama (II)
R.9:Arnold Schönberg Erwartung - Beispiel unendlicher Melodie?
12.Unendlichkeit, Motivkombinatorik, Melos-Kontinuum
Periodik und Motivkombination: Leitmotiv-Komplexe
R.10:Perioden als melodisches Kontinuum: Franz Schreker Der ferne Klang II (Fritz-Erzählung)
13.Unendliche Melodie in Richard Strauss´ Ariadne auf Naxos
14.Schlußerörterung

 

Beschreibung

Die Breite der Literatur, die über das Musikdrama, namentlich Richard Wagners existiert, steht in einem etwas seltsamen Verhältnis zu der Tatsache, daß musikalische Analyse hierbei (relativ gesehen) eher schwach repräsentiert ist. Nicht, daß es an Detailbetrachtungen mangelte: Gesamtanalysen aber, die musikalische Form und dramatischen Sinnzusammenhang in eines zu fassen suchen, sind dennoch nicht die Regel. Dramatisch-musikalische Form aber erweist sich immer wieder aufs neue als Problem, welches der Diskussion bedarf. Die Leitfaden-Methode, derzufolge man bei der Abfolge der Ereignisse eines Musikdramas vornehmlich auf das Erklingen von Leitmotiven (nebst der Reflexion ihrer Bedeutung) zu hören habe, reicht zum Verständnis der Formprinzipien bei Wagner und seinen Nachfolgern offenkundig ebensowenig aus wie Alfred Lorenz´ Verfahren, das Geformtsein dramatischer Orchestersymphonik auf die Tradition klassischer Architekturelemente zurückzuführen.

Das Seminar setzt sich zum Ziel, den analytischen Umgang mit kompositorischen Konzepten Wagnerscher, aber auch vor- und nachwagnerscher Musik zu erlernen oder fortzubilden. Reflexionen zu Wagners Schriften, vor allem über Oper und Drama, sollen diesen Vorsatz begleiten. Aber auch die bisherigen Versuche, das Phänomen der unendlichen Melodie in seinem Formaspekt zu fassen (Alfred Lorenz, Ernst Kurth), werden zur Diskussion gestellt. Ferner gilt das Interesse dem Unterschied zwischen `romantischer Oper´ und Musikdrama, dem Übergang vom Lohengrin zum Rheingold, auch einigen Traditions-Überhängen innerhalb des ausgebildeten musikdramatischen Konzeptes. `Unendlichkeit´ der Melodie berührt sodann syntaktische Fragen, harmonische Prozesse und deren dramatische und musikalische Bedeutung. Das Seminar versteht sich jedoch nicht als reine Wagner-Veranstaltung. Es bezieht auch nachwagnersche dramatische und nicht-dramatische symphonische Musik in seine Überlegungen ein und versucht, dem Sinngehalt des Begriffs der unendlichen Melodie auch auf diesem Wege näher zu kommen.

 

Zur vorbereitenden Lektüre sei empfohlen:

Carl Dahlhaus Wagners Konzeption des musikalischen Dramas, Regensburg 1971, sowie die einschlägigen Dahlhaus-Aufsätze zum Themenkomplex `Wagner, Form, Drama´ (hierzu Dahlhaus-Festschrift).

 

 


 


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Wolfgang Krebs