Seminar

Formprobleme: Architektonische, `logische´ und dynamische Formprinzipien

WS 1996/1997
[Frankfurt/Main, Musikhochschule]

Arbeitsplan und Material

   
1.Vorbesprechung und Einführung
2.Formtheorien
R.1:Friedrich Blume Fortspinnung und Entwicklung
3.`Klassische´ Architekturformen
R.2:Das Rondo- und Sonatenrondo-Problem: Joseph Haydn Symphonie Nr. 102, Schlußsatz
4.Die Fuge der Klassik und Nachklassik: Sonatensatz und Fuge
R.3:Bruckner Fünfte Symphonie, Finale
5.Einsätzig-mehrsätzige Konzepte (I)
R.4:Schubert Wanderer-Fantasie
R.5:Liszt h-Moll-Sonate
6.Einsätzig-mehrsätzige Konzepte (II)
(Liszt und die Symphonische Dichtung)
7.Sonatenform im 19. Jahrhundert
R.6:Bruckner Achte Symphonie, Kopfsatz: Architektur, Logik, Dynamik?
8.Form als Motivzusammenhang (I): `Subthematik und -motivik´, entwickelnde Variation, Mutation
R.7:Alban Bergs Klaviersonate op. 1
9.Form als Motivzusammenhang (II): Der Weg zur Dodekaphonie
R.8:Schönberg Streichquartett Nr. 3 op. 30
10.Form als Fluktuation (I)
(Kurths Konzept der symphonischen Welle)
11.Die Barform: Alfred Lorenz, die Architektur und Dynamik
R.9:Einführung in Lorenz´ Bar- und Bogenformbegriffe
12.Form als Fluktuation (II)
R.10:`Klangkomposition´: Ligeti, Bernd Alois Zimmermann Photoptosis
13.Musikalische Parataxe
(Reihungsformen)
14.Probleme musikalischer `Alogik´
15.Neuere Entwicklungen
16.Schlußbesprechung

 

Beschreibung

Das Seminar führt die Veranstaltung "Formenlehre I" des SS 1996 fort, setzt die Teilnahme an dieser jedoch nicht voraus. Im Mittelpunkt stehen nicht mehr die Grundlagen der Formenlehre, sondern einige speziellere Formprobleme, die auch schon in der bisherigen Theorie der musikalischen Form diskutiert wurden.

Die Begriffe des musikalisch `Architektonischen´ und `Logischen´, die auf Jaques Handschin und dann besonders auf Friedrich Blume zurückgehen, erfahren eine theoretische, aber auch praktisch-analytisch verifizierende Würdigung. Eine konkurrierende Auffassung von musikalischer Form - Form als dynamischer Verlauf und Fluktuation - vertraten dagegen Theoretiker des frühen 20. Jahrhunderts; anhand ausgewählter Beispiele sollen deren analytische Formresultate ebenfalls Berücksichtigung finden.

Das Seminar behandelt ferner komplexere Formprinzipien, so etwa die Fuge der Klassik und Nachklassik, Wandlungen der Sonatenform im 19. Jahrhundert, Verfahren der Verschmelzung von Sonatensatz und Sonatenzyklus, sodann das Problem der Reprise. Begriffe wie "Transformation", "entwickelnde Variation", "Momentform", "musikalische Parataxe" sollen an geeigneten Beispielen geklärt werden.

Einen Schwerpunkt bildet die Musik des 19. und 20. Jahrhunderts. Analyse-Arbeit unter den Bedingungen von Atonalität und Zwölftontechnik rechnet ebenso zu den Intentionen des Seminars wie die analytische Erarbeitung tonaler Musik.

 

Literatur zur Einführung:

 

Blume, Friedrich Fortspinnung und Entwicklung. Ein Beitrag zur musikalischen Begriffsbildung, in: Jahrbuch der Musikbibliothek Peters 36 (1929), Leipzig 1930, S.51-70

Dahlhaus, Carl Zur Theorie der musikalischen Form, in: Archiv für Musikwissenschaft 34 (1977) S.20-37

 

 


 


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Wolfgang Krebs