Seminar

Musikpsychologie

SS 1999
[Weimar, Musikhochschule]

Arbeitsplan und Material

   
1.Einführung in die Musikpsychologie
Gegenstand - Geschichte - Nachbargebiete - Verzweigungen
2./3.Physikalische und physiologische Voraussetzungen - Psychoakustik
Akustische Grundlagen
R.1Physiologie des Ohres und des Gehirns
Psychoakustik - Tonempfindungen - Musikbegriff
R.2Die Synästhesie
4.Grundlagen der (Musik)Psychologie
Modelle der menschlichen Psyche
Das menschliche Gedächtnis
R.3Kognitionspsychologie
R.4Christian von Ehrenfels und die Gestalttheorie
5./7.Individual-, Sozial- und Kulturpsychologie
Individualpsychologie
R.5Entwicklung musikalischer Fähigkeiten
Musik und Lernen - Das Phänomen der Begabung
Sozial- und Kulturpsychologie - Beziehung zur Musiksoziologie
R.6Musik im Alltag (ausgewählte Beispiele)
8.Musikalische Wirkungen - Affizieren und Einfühlen
Physiologische Wirkungen
R.7Ernst Kurths Musikpsychologie
9./11.Musik und Verstehen: Urteil und Vorurteil - Musik und Ausdruck - Sprache, Zeichen, Symbol
Verstehensbegriff - Hermeneutik
R.8Adornos Strawinsky-Kritik und die Tradition der Entlarvungspsychologie
Urteil und Meinungsbildung - Typologie des Hörens
Musik und Emotion
R.9 Beethovens Largo e mesto (Klaviersonate op. 10 Nr. 3, Satz 2)
Musik als Sprache und Zeichensystem
12.Musik und Therapie
13.(Schlußbesprechung)

 

Beschreibung

Über den Gegenstand, mit dem sich Psychologie im allgemeinen und Musikpsychologie im besonderen befassen, herrscht nicht allenthalben Klarheit. Psychologische Forschungen beschäftigen sich nicht nur mit den Wirkungen von Musik (oder anderer äußerer Faktoren) auf die menschliche Emotion, und sie müssen auch keineswegs etwas mit der Reflexion über personelle Krankheitsbilder zu tun haben. Psychologie, auch diejenige der Musik, zielt auf den Vorgang und die Begleiterscheinungen von Wahrnehmung und Verarbeitung äußerer Reize schlechthin.

Das Seminar wird zunächst die physiologischen Voraussetzungen untersuchen (Physiologie des Gehirns, des Gehörs, der Nervenbahnen und des Hautsensoriums) und, darauf aufbauend, die Frage erörtern, auf welche Weise ein Schall, der auf das menschliche Gehör trifft, in Musik verwandelt wird - eine Frage, die im übrigen die nicht ganz einfache (auch historisch unterschiedlich beantwortete) Frage einschließt, was Musik überhaupt ist. Das Seminar reflektiert ferner über Modelle der Wahrnehmung und Verarbeitung, wie sie in der Geschichte der Musikpsychologie entwickelt wurden, etwa über die Gestalttheorie Christian von Ehrenfels´, auch über das Problem des Anteils von bewußter und emotional-unbewußter Wahrnehmung kompositorischer Zusammenhänge. Einen weiteren Gesichtspunkt stellt das Problem dar, inwiefern Musikhören im speziellen Fall auf allgemeinen anthropologischen Konstanten oder aber auf kultureller Verwurzelung und/oder auf persönlicher Vorbildung beruht.

Helga de la Motte-Haber schrieb in ihrem Handbuch der Musikpsychologie, letzten Endes sei die Erkenntnis musikpsychologischer Momente eine Angelegenheit des Verstehens von Musik überhaupt. Im Grunde trägt Musikpsychologie also zur Beantwortung der Frage bei, auf welche Weise wir einen inneren Bezug zur Musik herstellen können. Daß ein Verstehen bzw. Verstehenwollen auch Mißverstehen einschließen kann, ist einsichtig. Darum soll es in diesem Seminar auch um das Problem der Urteile und Vorurteile über Musik gehen. Reflexionen über Musik (auch gegebenenfalls Hörtests), die von der Kunstmusik bis zur Gebrauchs-, auch zur Filmmusik reichen, werden konkretes Anschauungsmaterial liefern.

 


 


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Wolfgang Krebs