Lehre (Universität, Hochschule)

Arbeitsplan und Material

 

Beschreibung

Die Musik des 19. Jahrhunderts übertrifft die Kunstwerke jeder anderen Epoche, was die Verkaufszahlen an Tonträgern wie die Akzeptanz in Konzertsaal und Opernhaus angeht. Daß indessen die derzeitige Auswahl an ständig neu gespielten bzw. aufgelegten Kompositionen für das vorige Jahrhundert keineswegs repräsentativ ist, hängt nicht nur mit dem an sich verständlichen Wunsch zusammen, vor allem hohe Kunstmusik zu pflegen und die - damals auch, sogar überreich existenten - musikalischen Äußerungen minderen Ranges beiseite zu lassen. Vielmehr zeichnen lange tradierte, auch heute noch mächtige Vorstellungen und Vorurteile unser Bild des 19. Jahrhunderts vor. Begriffe wie "Romantik", "Klassizismus", die Idee des (beethovenisch) "Heroischen" und anderes mehr haben die Erkenntnis des musikgeschichtlichen Verlaufes im 19. Jahrhundert eher behindert. Gleichwohl verlangen sie eine kritische Würdigung.

Die Vorlesung versucht, einen Überblick über die Zusammenhänge des Komponierens im 19. Jahrhundert, seine Voraussetzungen und Folgeerscheinungen im frühen 20. Jahrhundert, zu vermitteln. Sie bezieht ästhetisch-weltanschauliche Gesichtspunkte ebenso ein wie Reflexionen über die Parallelität und gegenseitige Einflußnahme von Dichtung und Musik, manchmal auch Politik. (Das Zeitalter der Nationalstaaten wirft die Frage nach dem Nationalen in der Musik zwangsläufig auf; denn diese stellte sich schon dem 19. Jahrhundert selbst.) Ferner werden die Gegebenheiten der Gattungsgeschichte erörtert, die Problematik der Symphonie nach Beethoven, die Symphonische Dichtung, das Musikdrama, Lied und vor allem Lyrisches Klavierstück.